Bericht über die Reise zu dem heute zur Ukraine gehörenden Teil der HUZULEI

Im Sommer 2012 machten wir unseren lang gehegten Vorsatz, die Ukraine zu besuchen, wahr. Die Fahrt durch Ungarn bis zur ukrainischen Grenze dauerte nicht allzu lang und bei Chop überquerten wir die Grenze. Dort erwarteten uns bereits die ukrainischen Reisebegleiter Maria und Ihor, damit wir, der Sprache und der cyrillischen Schrift nicht mächtig, keinerlei Verständigungsschwierigkeiten mit unserem Englisch und Deutsch bekämen. Wir wollten ja möglichst viel erfahren.

Als erstes Ziel hatten wir ein Village, eine Ferienanlage in der Zakarpathien Region, im Uzgorod District geplant. Dort gab es bisher eine größere Huzulenherde, die Pferde waren meist für den Tourismus eingesetzt. Man hielt sich auch an einen Zuchtplan, jedoch wegen der wirtschaftlichen Situation, sieht man sich nun gezwungen, aus dem Zuchtprogramm auszusteigen, nur noch wenige Pferde zu halten und auf Kälbermast umzustellen.

Weiter führte uns die Reise nach Solochyn in der Transkarpathian Region, im Svaljavsky District.

Dort befindet sich das weit über die Grenzen der Ukraine hinaus bekannte Sanatorium „Kvitka Polonyny“ unmittelbar auf dem unterirdischen Vorkommen des Luzhansker Mineralwassers. Bereits 1775 leitete die Akademie der Wissenschaften Österreich-Ungarns die ersten chemischen Untersuchungen dieses  Heilwassers.

Herr Prof. M. Holowach, einer der Direktoren des Sanatoriums, empfing uns, zeigte uns die gesamte Anlage, zu der auch ein kleines Museum gehört, worin die wechselvolle Geschichte dieser Region in vielen Dokumenten und Schauobjekten erkennbar wird.

Was uns jedoch hergeführt hatte, waren die Pferde. Huzulenpferde werden dort in unmittelbarer Nähe gehalten, betreut von Myroslawa Holowach, der Tochter des Direktors. Eingesetzt werden sie zur medizinisch verordneten Hippotherapie. Das -  mit großem Erfolg, sodass bereits dafür ausgebildete Pferde in Sanatorien in den Osten der Ukraine verkauft wurden.

Myroslawa, die fast alle Huzulenpferde der Ukraine kennt, erklärte uns, während einem einem Rundgang Herkunft bzw. Abstammung der Zuchtstuten in ihrer Herde. Die Hengste wurden anschließend vorgeführt.Beim gemeinsamen Abendessen in einem der überfüllten Restaurants, wo man nur durch Vorbestellung einen Tisch bekam, bot Myrolsawa an, uns auf der Weiterfahrt zu begleiten und behilflich zu sein, möglichst viele Pferde zu sehen und über sie zu informieren.


Am nächsten Tag brachen wir nach einem ausgiebigen Frühstück in einer Bäckerei, in den nicht allzu weit entfernten Ort Berezny auf. Dort angekommen, holte uns ein Fahrer mit einem wahrscheinlich russischen ziemlich antiquierten Geländefahrzeug ab und brachte uns in eineinhalbstündiger abenteuerlicher Fahrt, inzwischen hatte es zu regnen begonnen, über Geröll und Äste, durch Bäche, an Abgründen vorbei, auf eine entlegene Alm.

Oleksandr begrüßte uns auf der Sommerweide seiner Farm „Polonynske“.

Mehrere verschieden große Holzhütten, für Stall, Vorräte, Maschinen, Wohnen waren die einzigen Gebäude auf dem riesigen Areal. Seine große Huzulenpferdeherde verbringt dort die warme Jahreszeit. Von noch weiter abgelegeneren Gebieten war die Herde hier her getrieben worden, damit uns die Pferde von Oleksandr und Myroslawa vorgestellt werden konnten.

Nach Kälte und Regen war es wunderbar in der warmen Küche einen am großen Holzherd zubereiteten Suppeneintopf und Tee zu genießen. Während des Essens in der gemütlichen Stube, konnten wir, dank unseres Dolmetschs Maria, ein angeregtes Gespräch über unser gemeinsames Interesse – die Huzulenpferde – führen.

Wir bedankten uns für die erwiesene Gastfreundschaft und den Transport herauf mit dem wirklich leistungsfähigen Geländefahrzeug und dessen Fahrer. Bergab schien uns die nun fast 2 Stunden dauernde Fahrt noch halsbrecherischer zu sein, denn der starke Regen ließ  den Weg nicht mehr als solchen erkennen.

Wieder in unseren Autos, fuhren wir am Rückweg nach Holobyne  nach Turja Remete, einem Ort, der mit der wechselvollen Geschichte der Huzulenpferde eng verbunden ist.

Dazu ist unter dem Menüpunkt LEKTÜRE  ein Ausschnitt, Seite 192ff - Die tschechoslowakische (karpathorussische) Huzulenzucht - aus dem Buch „ Der Berg-Tarpan der Waldkarpathen -  genannt HUZUL“  von Oberstleutnant a. D. Ernst Hackl, aus dem Jahr auf 1938, nachzulesen.

In einem Kaffeehaus im Ort erinnern heute noch viele alte Fotos des ehemaligen Gestüts mit seinen Gebäuden, seinen Weiden und seinen Pferden an die Bestimmung Turja Remetys im vorigen Jahrhundert. Sogar die Gestaltung der Speisekarte ist den Pferden und ihrer Vergangenheit hier gewidmet.

Heute steht noch ein Teil der Gebäude der ehemaligen Gestütsverwaltung – ein Heim für pflegebedürftige Menschen ist darin untergebracht.

 

Huzulenpferdeherde von Oleksander

Oleksander stellt seine Stuten vor

Bildunterschriften:

Sennhütte, Turja Remete-Staatliches Gestüt- Typische Huzulenköpfe, Turja Remete: Staaatliches Gestüt - Huzulen-Zucht - Bei der Tränke, Auf der Weide, Auf der Weide.

Speisekarte im Kaffeehaus

Die Reise setzten wir von Holobyne nach Norden zur Farm von Katharina nach Rozhirche fort. Die Straße führte uns durch hügeliges  Land - in den Tälern saftiges Grünland, die Höhen dicht bewaldet – allmählich in die Niederungen des Bezirks Stryi.

Unübersehbar -  als Zeichen für das in diesem Teil der Ukraine typische Kunsthandwerk der besonders aufwendig verzierten Ostereier – stand ein Monument dessen an einer Straßenkreuzung.

Katharina empfing uns sehr herzlich und zeigte uns ihre Farm. Außer der Huzulenherde hält sie noch Wasserbüffel, Schweine und Strauße.

Sie setzt sich  engagiert für den Erhalt der Kultur des Huzulenvolkes ein. Das zeigt im Besonderen, dass sie ein für das Huzulenvolk typisches Haus aus Rachiv hat abbauen lassen und auf ihrer Farm wieder aufbauen ließ. Liebevoll sammelt sie alten Hausrat, setzt ihn in Stand und stattet damit stilgetreu ihr „Museum“ aus

Die ukrainische Gastfreundlichkeit ist kaum zu übertreffen. Obwohl ja gänzlich fremd, wurden wir mit einem siebengängigen Essen bewirtet. Zum Abschied bedankten wir uns für die herzliche Aufnahme und bedauerten, dass wir nicht so lange im Land, bis zum traditionellen  Fest der Huzulenbevölkerung in den Bergen der Huzulei,  bleiben konnten.

 Von Rozhirche fuhren wir weiter Richtung Osten, zum Lisna Slobidka Village, bereits im Kolomyja district gelegen. Dort betreibt Familie Popadyuk ein Restaurant mit einem kleinen Hotel und eine Landwirtschaft, wo Huzulenpferde gezüchtet werden.

Auch hier, wie überall zuvor, wurden wir mit unbeschreiblicher Gastlichkeit empfangen. Über riesige Felder und Weiden ging die Fahrt zu den Mutterstuten und Fohlen – die Hengste und Schulpferde sahen wir im neben dem Hotel gelegenen neuen Stall und sie wurden uns am Reitplatz vorgestellt.

Abends gab es wieder ein aus mindestens 7 Gängen bestehendes Essen, Wein und Wodka. Dank Maria, unserer Dolmetscherin, war es möglich, sehr angeregte, informative Gespräche zu führen und den Kontakt zu festigen.

Am nächsten Morgen führte unsere Reise nach Kolomyja, wo wir das Museum besuchen wollten. Es ist speziell dem Huzulenvolk -  seiner Tracht, seiner Häuser, seiner Arbeit  -  gewidmet.

unterwegs.....

nach Stryi,

dem Zentrum der kunstvoll verzierten Ostereier

Katharina mit Huzulenpferdehengst

wiederaufgebautes Haus

Küche im "Huzulenhaus"

Hotel

Huzulenpferdestutengespann mit Fohlen

Huzulenmuseum - Hauseinrichtung

Nach dem Besuch des Museums in Kolomyja ging die Fahrt weiter in Richtung Kosiw. Leider blieb uns nur noch wenig Zeit, denn am späten Nachmittag hatten wir ein Treffen mit Dr. Jury Stefurak, dem Verantwortlichen für den HUCULCZYNA NATIONALPARK in Kosiw vereinbart. Unterwegs besuchten wir eine an einem kleinen See gelegene Farm eines Huzulenpferdezüchters. Wir konnten die in der Mittagssonne grasende Huzulenpferdeherde sehen - der Hengst wurde uns vorgeführt. Alles war ordentlich und gepflegt. Wir erfuhren, dass der Besitzer Fertigteilhäuser aus Holz, ganz im hergebrachten Stil, produziert.

Wenige Kilometer entfernt lag ein weiterer Ort, wo ebenfalls Huzulenpferde gehalten werden. Auf der sehr großen eingezäunten Farm, wo gerade das Heu eingebracht wurde, fanden wir die Herde und auch den Hengst nach einigem Suchen – sie konnten sich dort frei überall bewegen –unter den Apfelbäumen.

Gegen Abend erreichten wir Kosiw und trafen Dr. Stefurak, Direktor des Nationalparks Huculczyna, den wir bereits vor mehreren Jahren kennen gelernt hatten. Die Gespräche über die Situation der Huzulenpferde in der Ukraine verliefen in offener und herzlicher Atmosphäre. Wir wurden eingeladen, als Gäste,  im nächsten Jahr zum jährlich stattfindenden Treffen der Huzulenbevölkerung nach Putyla zu kommen. Spät geworden, führte er uns noch zu einem Hof, wo wir traditionelle, speziell für die Huzulenpferde angefertigte Halfter kaufen konnten.

Den letzten Abend vor unserer Weiterfahrt nach Rumänien verbrachten wir in Czernowitz, Hauptstadt des gleichnamigen Bezirks und traditionelle Hauptstadt  des Herzogtums  Bukowina zur Zeit der K.u.K Monarchie. Das ist auch heute noch an vielen Gebäuden sichtbar. Am Weg in die Innenstadt sahen wir auf einem Platz in den Boden eingelassen das Klagenfurter Wappen als Zeichen der Verbundenheit der beiden Städte. Das „Wiener Cafe“ in der Fußgängerzone ist nicht nur dem Namen nach eine Attraktion – es gibt dort wirklich neben „Wienerische Semmel“ alles was ein feines Caféhaus in Wien anbietet.


Am See gelegen

Huzulenpferdeherde

Huzulenpferdehengst

Fertigteilhaus

Huzulenpferdehengst unter den Apfelbäumen

Wappen der Schwesternstadt von Czernowitz - Klagenfurt

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 



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