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Die Lucina (1400-1600 m) und die Fohlenhöfe Iswor und Kriwej sind bei einer ziemlich harten Aufzucht geblieben, die den Betrieb vereinfacht. Im Winter nach der Heugabe, je nach Witterung um 7 – 8 Uhr morgens, erfolgt der Austrieb über die Tränke an der Lukawa zu den Schobern, von denen das Heu auf die Schneedecke verteilt wird und bleiben die Pferde den ganzen Tag draußen. Bei genügend Vorrat bekommen sie Heu, soviel sie wollen. Abends vor Dunkelheit kommt die Herde zurück in die zwei Laufstallungen, wo inzwischen primitiv Ordnung gemacht und in den Krippen Heu vorgelegt wurde. Bisher waren die Stallungen ohne Fenstereinsatz. Die permanente Streu besteht ebenfalls aus Heu. Ab Weidebeginn, das ist ca. Mai, geht das Gestüt nur bei kaltem, schlechtem Wetter nach Hause, ansonsten bleibt es bereits über Nacht im Freien.

In Jahren mit wenig Heuvorrat muß in der Übergangszeit die Weide zeitlicher ohne Frühfutter bezogen werden. Nur Stuten mit Saugfohlen bleiben bis zum neunten Tag überhaupt zu Hause.

Diese Aufzucht, die immerhin die Tiere den natürlichen Verhältnissen ziemlich nahe hält, stellt in dieser Höhenlage bei der Entfernung der Weiden, aber besonders im Winter und in den Übergangszeiten, schon eine bedeutende Anforderung an die Wiederstandsfähigkeit. Sie hält auch die natürlichen Instinkte wach und zieht bei verschiedenen Anlässen einen erkennbaren Trennungsstrich zwischen dem rassereinen Teil des Gestütes und dem verkreuzten, verfälschten.

Beachtenswert ist, wie bei dieser Haltung der Instinkt je nach Rasse unterschiedlich, durch den Einfluß einer teilweisen Stallhaltung und Fütterung verflaut, bei anderen erhalten bleibt.

„Wenn der so schnell fliegt“, sagt der Hirte Samson Koczerhan an einem leuchtenden Septemberabend und deutet auf einen Vogel „dann kommt bald Schnee“, löscht das Hirtenfeuer und treibt etwas zeitlicher ein. Tags darauf erwachte die Lucina unter einer knietiefen Schneedecke. Die Mutterstuten gehen über die Lukawa zu den nächstgelegenen Heuschobern, die Saugfohlen, verschüchtert von dem ungewohnten weißen Grund, der nicht trägt, stapfen behutsam dicht neben ihren Müttern. Während aber die verkreuzten Stuten sich zufrieden geben mit dem vom Schober gestreuten Heu, teils an der Triste kleben, schnuppern die echten Tarpane da dran herum und eine nach der anderen ziehen sie sich verächtlich weg von diesem ausgelaugten Zeug, hinauf den Gaina-Hang, und scharren energisch ihre grünen Gräser unter der hohen Schneedecke hervor. Die Fohlen, die bei den in Portionen aufgestreuten Heubüscheln verblieben, sehen dort und da das Scharren, ahmen es nach, aber während sie ziel- und kraftlos diese Bewegung des Kratzens unter und hinter sich machen, greifen sie gleichzeitig vor sich die auf der Oberfläche der Schneedecke liegenden Heuhalme auf: Von ihrer ersten Jugend an verflauen die Instinkte. Die anderen, ihren Müttern gefolgten kleinen Tarpane stehen erst ratlos neben diesen im Schnee, dann zupfen sie beim Maul der Mütter die Gräser mit aus den freigelegten Schneelöchern und es dauert nicht lang, so scharren sie gleich ihren Müttern eifrig darauf los; jedes seinen eigenen Strich.



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