Osowicki

Aus dem 1904 erschienen 31. Heft aus der Sammlung „Unsere Pferde“:  Das Huzulenpferd – eine züchterische Studie nach Untersuchungen in seiner Heimat  von Apollinaris Osowicki, aus dem Verlag Schickhardt & Ebner, Stuttgart.

Seite16 ff

Um dem Huzulengestüt den Typus des Gebirgspferdes zu erhalten, wird dasselbe das ganze Jahr hindurch in Luczyna, einem Nebengestüt zu Radautz, in einer Höhe von 1400 – 1600 m über dem Meeresspiegel gehalten.

Wir begaben uns daher per Wagen (110 km) in das idyllisch im Hochgebirge gelegene Luczyna, das Suczawa- und Moldawa-Tal hinauf und passierten unterwegs die Dörfer Frasin, Brodina, Seletin, Kipot, Iswor, Moldawa. Überall trafen wir Pferde von ausgesprochenem Huzulentypus, welche teils vor schweren Holzwagen angespannt waren, teils schwere Lasten in Säcken samt dem Besitzer auf dem Rücken trugen. Es schien uns fast unmöglich, dass ein so kleines Pferd so schwere Lasten fortbewegen könne. Wir nahmen unterwegs auch einige Messungen vor, indem wir die typischsten aussuchten. Ich will die Masse jedoch erst später in einem Gesamtüberblick angeben.

Im Gestüt Luczyna wurden wir auf das liebenswürdigste von dem Oberleutnant Gellinek empfangen, welcher uns bereitwilligst in sachkundiger Weise das ganze Gestüt der Huzulen vorführen liess und uns die Aufzuchtverhältnisse desselben erklärte.

Bei der ganzen Aufzucht wird das Hauptaugenmerk auf Anspruchslosigkeit, Ausdauer und Abhärtung gelegt. Die Pferde werden daher so rauh wie möglich gehalten. Vom März bis Oktober werden die Stuten und Fohlen Tag und Nacht im Freien geweidet, während sie in den Wintermonaten in einem Stall ohne Fenster gehalten werden, um noch für einige Stunden vom Tage hinausgetrieben zu werden. Die Fohlen werden bis zu 6 Monaten bei den Stuten gelassen, dann abgesetzt und nach Geschlechtern getrennt. Als Dreijährige werden nach genauer Musterung die guten Hengste als Landbeschäler in Privatpflege gegen Entgelt gegeben. Das minderwertige Material geht als Wallache in die Vorwerke zum Gebrauch als Reitpferde für die Beamten; das gleiche Los trifft auch die Stuten, welche den Anforderungen als Zuchtstuten nicht ganz entsprechen.

Bis zum Frühjahr 1903 wurden die Pferde des ganzen Huzulengestüts ganz ohne Hafer, nur mit Gras und Heu ernährt. Auch jetzt bekommen die Stuten das ganze Jahr außer der Weide nur Heu. Und zwar ist auch dieses in der Regel nicht von guter Beschaffenheit, da ja die Heugewinnung in den Bergen unter ungünstigen klimatischen Verhältnissen sehr erschwert ist. Trotzdem erleiden sie in ihrer Konstitution keinen Schaden. Wir fanden die Stuten in sehr guter Kondition, trotzdem die Fohlen schon ziemlich groß waren und von den Müttern viel Nahrung verlangten. Dieser Umstand ist hauptsächlich dadurch zu erklären, dass die Gebirgsweiden von sehr guter Beschaffenheit sind. Von bekannten guten Futterkräutern und Gräsern fanden wir in hervortretender Menge:

Lat. Bezeichnung

Deutsche Bezeichnung *

Trifolium alpestre

Echter Alpenklee

Trifolium montanum

Bergklee

Chrysanthemum Leucanthemum

Weiße Wucherblume, Margarite

Prunella vulgaris

Gemeine Braunelle

Ononis

Dornige Hauhechel

Galium verum

Echtes Labkraut

Galium Mollugo

Wiesen-Labkraut

Rhinanthus Alectorolophus

Zottiger Klappertopf

Scabiosa ochroleuca

Kardengewächs

Centaurea montana

Berg Flockenblume

Cirsium oleraceum

Kohl-Kratzdistel

Lathyrus pratensis

Wiesen-Platterbse

Vicia cracca

Vogel-Wicke

Lotus corniculatus

Gemeiner Hornklee

Hieracium-Arten

Habichtskraut-Arten

Orchis maculata

Gefleckte Kuckuksblume

Milium effusum

Wald-Flattergras

Alopecurus prateusis

Wiesenfuchsschwanz

Poa-Arten

Rispengräser

Festuca- Arten

Süssgräser

Aira-Arten

Schmielengräser

Cynosurus cristatus

Kammgras

Luzula campestris

Feld-Hainsimse

Phleum pratense

Wiesenlieschgras

 

 

*) Deutsche Bezeichnungen wurden hinzugefügt

 

 



↑ Seitenanfang